Wow, sind wir alt geworden. Aber irgendwie musste es doch einfach sein: Wir wollten uns selbst ein Bild vom Kreuzfahren machen und rausfinden, ob es wirklich so schlimm ist, wie manche meinen. Also haben wir uns eine tolle Route ausgesucht und waren mit der Costa Firenze zwei Wochen lang durch ganz Europa unterwegs. An- und Abreise klimaneutral mit dem Zug und auch die angefallenen CO2-Emissionen wurden kompensiert um das dennoch schlechte Gewissen bestmöglich zu beruhigen.
Starthafen war Kiel, hier sind wir direkt nach Ankunft im Bahnhof weiter aufs Schiff, durften zwar noch nicht in unsere Kabine aber konnten die ersten Irrwege des großen Schiffes erkunden, entspannt vorm großen Ansturm Mittagessen und uns mit dem ein oder anderen Erfrischungsgetränk aufs Außendeck begeben. Dann brachen wir auf nach Kopenhagen und schlenderten entspannt durch die schöne Stadt, die wir beide schon kannten und mögen.
Der dritte Hafen war Kristiansand im Süden Norwegens. Die Küstenstadt mit ihren kleinen vorgelagerten Inseln löste auch gleich Erinnerungen an meine Zeit in Finnland aus. Irgendwie hat es mir Skandinavien mit seiner Natur, seiner sauberen Luft und der klaren Sonne einfach angetan. Kristiansand selbst eignete sich perfekt für eine kleine Erkundungstour und hatte überraschenderweise einiges zu bieten.
Nach dem ersten Tag auf See haben wir Le Havre komplett ignoriert und sind direkt mit dem Bus zum Mont Saint Michel gefahren, haben dort den Klosterberg erkundet und den beeindruckenden Anblick dieser Insel kurz nach der Flut genossen. Weiter ging es nach dem zweiten Seetag in A Coruña und Santiago de Compostela, wo wir zweimal kurz den Regenschirm auspacken mussten und ansonsten eine tolle Zeit verbrachten. Beim dritten Seetag konnten wir dann bei ruhiger See die Küste Portugals in der Ferne verfolgen und merkten richtig, wie die Temperaturen mediterraner wurden.
Angekommen in Lissabon sind wir als Erste vom Schiff und konnten die (noch schlafend-ruhige) Stadt quasi alleine im Sonnenaufgang erkunden. Eine Tram-Fahrt durfte natürlich ebenso wenig fehlen wie der Genuss von Pasteis de Nata. Einen Tag später legte die Costa Firenze im süß-beschaulichen Cadiz an. Hier entspannten wir nach der städtischen Erkundungstour in der warmen Sonne am feinen Sandstrand und gingen auch im Meer ein wenig baden. Dann stand Málaga auf dem Plan – hier hat man von den beiden Burgen wirklich einen tollen Ausblick auf Meer und Küste und konnte wilde Papageien im Park direkt am Hafen bestaunen.
Der vierte und letzte Seetag gab uns die Möglichkeit, im T-Shirt in der Sonne an der Lieblingsbar die geschundenen Füße zu entspannen um für den Folgetag in Barcelona wieder abenteuerbereit zu werden. Tickets für die Sagrada Família konnten wir leider keine mehr ergattern – aber auch von außen weiß sie natürlich, einem absolut den Atem zu rauben. Weiter ging’s mit einem ausgiebigen Spaziergang durch den Parc Güell und anschließend über die La Rambla (mit Zwischenstopp in der Markthalle) wieder zurück zum Kreuzfahrthafen.
Entgegen der an uns ran getragenen Erfahrungen fanden wir Marseille echt sehenswert. Der Ausblick vom Berg der Notre-Dame hat uns ebenso überzeugt wie das Schlendern am riesigen, alten Hafen und der Spaziergang über eine lange Allee zum Palais Longchamp. Somit neigte sich die Reise dann aber auch schon dem Ende zu und wir verbrachten unseren letzten Abend an Bord mit unseren Tischnachbarn in der Bar, ließen die Reise gemeinsam ausklingen bevor es in Savona von Bord ging. Nach einem kurzen Städtetrip und grandiosem, italienischen Mittagessen nahmen wir den Zug weiter nach Genua, brachten die Koffer ins Hotel und spazierten zu einer Pizzeria in der Via Garibaldi.
Insgesamt waren wir wirklich überrascht, wie viel Spaß uns diese Kreuzfahrt doch gemacht hat. An Bord war eine tolle Atmosphäre und bei gutem Essen und Getränken war immer etwas geboten oder bestund eben die Möglichkeit, sich entspannt mit Meerblick zurückzuziehen. Vorerst werden wir zwar keine Kreuzfahrt mehr starten aber grundsätzlich können wir uns das durchaus nochmals sehr gut vorstellen. Leicht erschöpft verbrachten wir also unseren letzten Urlaubstag in Genua und legten nochmals einige Kilometer zurück bevor es mit dem NightJet zurück in den Alltag ging.