14 Nächte auf 4 Weltmeeren

Wow, sind wir alt geworden. Aber irgendwie musste es doch einfach sein: Wir wollten uns selbst ein Bild vom Kreuzfahren machen und rausfinden, ob es wirklich so schlimm ist, wie manche meinen. Also haben wir uns eine tolle Route ausgesucht und waren mit der Costa Firenze zwei Wochen lang durch ganz Europa unterwegs. An- und Abreise klimaneutral mit dem Zug und auch die angefallenen CO2-Emissionen wurden kompensiert um das dennoch schlechte Gewissen bestmöglich zu beruhigen.

Starthafen war Kiel, hier sind wir direkt nach Ankunft im Bahnhof weiter aufs Schiff, durften zwar noch nicht in unsere Kabine aber konnten die ersten Irrwege des großen Schiffes erkunden, entspannt vorm großen Ansturm Mittagessen und uns mit dem ein oder anderen Erfrischungsgetränk aufs Außendeck begeben. Dann brachen wir auf nach Kopenhagen und schlenderten entspannt durch die schöne Stadt, die wir beide schon kannten und mögen.

Der dritte Hafen war Kristiansand im Süden Norwegens. Die Küstenstadt mit ihren kleinen vorgelagerten Inseln löste auch gleich Erinnerungen an meine Zeit in Finnland aus. Irgendwie hat es mir Skandinavien mit seiner Natur, seiner sauberen Luft und der klaren Sonne einfach angetan. Kristiansand selbst eignete sich perfekt für eine kleine Erkundungstour und hatte überraschenderweise einiges zu bieten.

Nach dem ersten Tag auf See haben wir Le Havre komplett ignoriert und sind direkt mit dem Bus zum Mont Saint Michel gefahren, haben dort den Klosterberg erkundet und den beeindruckenden Anblick dieser Insel kurz nach der Flut genossen. Weiter ging es nach dem zweiten Seetag in A Coruña und Santiago de Compostela, wo wir zweimal kurz den Regenschirm auspacken mussten und ansonsten eine tolle Zeit verbrachten. Beim dritten Seetag konnten wir dann bei ruhiger See die Küste Portugals in der Ferne verfolgen und merkten richtig, wie die Temperaturen mediterraner wurden.

Angekommen in Lissabon sind wir als Erste vom Schiff und konnten die (noch schlafend-ruhige) Stadt quasi alleine im Sonnenaufgang erkunden. Eine Tram-Fahrt durfte natürlich ebenso wenig fehlen wie der Genuss von Pasteis de Nata. Einen Tag später legte die Costa Firenze im süß-beschaulichen Cadiz an. Hier entspannten wir nach der städtischen Erkundungstour in der warmen Sonne am feinen Sandstrand und gingen auch im Meer ein wenig baden. Dann stand Málaga auf dem Plan – hier hat man von den beiden Burgen wirklich einen tollen Ausblick auf Meer und Küste und konnte wilde Papageien im Park direkt am Hafen bestaunen.

Der vierte und letzte Seetag gab uns die Möglichkeit, im T-Shirt in der Sonne an der Lieblingsbar die geschundenen Füße zu entspannen um für den Folgetag in Barcelona wieder abenteuerbereit zu werden. Tickets für die Sagrada Família konnten wir leider keine mehr ergattern – aber auch von außen weiß sie natürlich, einem absolut den Atem zu rauben. Weiter ging’s mit einem ausgiebigen Spaziergang durch den Parc Güell und anschließend über die La Rambla (mit Zwischenstopp in der Markthalle) wieder zurück zum Kreuzfahrthafen.

Entgegen der an uns ran getragenen Erfahrungen fanden wir Marseille echt sehenswert. Der Ausblick vom Berg der Notre-Dame hat uns ebenso überzeugt wie das Schlendern am riesigen, alten Hafen und der Spaziergang über eine lange Allee zum Palais Longchamp. Somit neigte sich die Reise dann aber auch schon dem Ende zu und wir verbrachten unseren letzten Abend an Bord mit unseren Tischnachbarn in der Bar, ließen die Reise gemeinsam ausklingen bevor es in Savona von Bord ging. Nach einem kurzen Städtetrip und grandiosem, italienischen Mittagessen nahmen wir den Zug weiter nach Genua, brachten die Koffer ins Hotel und spazierten zu einer Pizzeria in der Via Garibaldi.

Insgesamt waren wir wirklich überrascht, wie viel Spaß uns diese Kreuzfahrt doch gemacht hat. An Bord war eine tolle Atmosphäre und bei gutem Essen und Getränken war immer etwas geboten oder bestund eben die Möglichkeit, sich entspannt mit Meerblick zurückzuziehen. Vorerst werden wir zwar keine Kreuzfahrt mehr starten aber grundsätzlich können wir uns das durchaus nochmals sehr gut vorstellen. Leicht erschöpft verbrachten wir also unseren letzten Urlaubstag in Genua und legten nochmals einige Kilometer zurück bevor es mit dem NightJet zurück in den Alltag ging.

12 Städte 1 Europa

Campen im Norden

Norwegen. Seit meinem kurzen Ausflug dorthin während des Auslandsjahres in Finnland hat mich Norwegens Charme nicht mehr losgelassen. Damals hatte ich leider schlechtes Wetter und wollte schon immer zurück kommen für einen Zweitversuch. Nachdem ich zum Jubiläumsverlosung der Stadtgalerie in Passau einen 500€ Wohnmobilgutschein gewonnen hatte war schnell klar: Ich breche auf nach Norwegen.

Also miete ich mir einen kleinen Kastenwagen und plane zusammen mit einem Freund eine Rundreise von Niederbayern aus über Rostock mit der Fähre nach Dänemark, weiter über Stockholm an Schwedens Küste gen Norden um dort rüber nach Norwegen in die Lofoten zu fahren. Von dort soll es mit der Fähre zurück aufs Festland und die Küste entlang nach Oslo gehen bevor wir wieder heim fahren. Ein straffes Programm für 20 Tage: 7.234 Kilometer sollten wir schlussendlich mit dem Camper zurücklegen (und damit dessen Kilometerstand verdoppeln), plus etwa 350km auf Fähren – also mehr als 375km täglich.

Am ersten Tag hatten wir gleich ein große Etappe vor uns: 830 Kilometer galt es zurückzulegen – am folgenden Morgen um 9:00 legt die Fähre nach Dänemark ab. Also konnten wir zwei uns abwechselnd an unser fahrendes Hotel gewöhnen und übernachteten dann direkt am Hafen in Rostock. Dort trafen wir dann lustigerweise einen Rotel Tours Reisebus aus Passau, die gemeinsam mit uns überlegten. In Dänemark angekommen machten wir uns direkt auf den Weg auf einen Campingplatz in Kopenhagen und entspannten unterwegs noch ein wenig in der Sonne am Strand und wanderten an den Klippen von Lolland.

Nun verbrachten wir also Nächte 2 und 3 unserer Rundreise in Kopenhagen – wo auch der zuvorgenannte Passauer Reisebus wieder auf unserem Campingplatz auftauchte. Hier machten wir einen klassischen Städetrip da die Stadt für beide neu war: Eine Walking Tour zum Einstieg und dann noch je nach Interesse beide Little Mermaids, einen entspannten Spaziergang im Nyhavn, ein kurzer Abstecher nach Christiania, natürlich das ein oder andere Smørrebrod und leider viel zu viele Zimtschnecken in der Markthalle – Dänemark ist schließlich für seine Preisgünstigkeit bekannt.

Die folgenden vier Nächte verbrachten wir dann unterwegs nach Norden an Schwedens Ostküste irgendwo im nirgendwo. In Stockholm waren wir aufgrund vorheriger Aufenthalte nur ganz kurz, es sollte schnell nach Norwegen gehen. Auch hier genossen wir nochmals die Sonne am menschenleeren Sandstrand, gingen in Nationalparks wandern und schlenderten durch die skandinavische Altstadt von Luleå im schwedischen Lappland.

Nun hatten wir endlich den Polarkreis überfahren und machten uns auf den Weg nach Westen durch die passend benannte Ortschaft Riksgränsen nach Norwegen. Ab dort erinnerte das Wetter jedoch auch an den vergangenen Besuch in Norwegen: grau-dunkel, ungemütlich und windig. Allerdings ist es wohl nördlich des Polarkreises üblich, dass sich entgegenkommende Wohnmobilfahrer per Handzeichen freundlich grüßen. Und von diesen Begegnungen gab es hier deutlich mehr als mit anderen Fortbewegungsmitteln…

Wir hatten es also geschafft: Nach nur 7 Nächten hatten wir bereits einiges in Dänemark sowie Schweden gesehen und waren am Ziel meiner Traumreise auf den Lofoten angekommen. In der Hoffnung, weiter südlich sonnigeres Wetter anzutreffen haben wir dort dennoch nur zwei Tage verbracht und die beeindruckende Landschaft ausgiebig erkundet. Mit der Fähre ging es dann von Å i Lofoten zurück aufs Festland nach Bodø.

Von dort machten wir uns über den Kystriksveien mit mehreren Fähren und Straßen durch die Fjorde langsam auf den Weg nach Trondheim. Unterwegs gab es Elche zu bestaunen und eine kleine Flugstunde über den Gletschersee Svaritsvatnet. Trondheim erinnert mit den auf Holzstützen errichteten Häusern fast ein wenig an Venedig. Nach einem ausgiebigen Spaziergang ging es weiter zu den Riesen in Jotunheimen zum Wandern.

Wir fuhren mit dem Gjendebåt über den See nach Memurubu und machten uns auf den Weg zurück, 14km und 1200 Höhenmeter über den Besseggen, zurück zum Wohnmobil. Vor Höhenangst auf dem einen Kilometer langen und 250m hohen Grat wird ausdrücklich gewarnt! Und weil das noch nicht aufregend genug war zog zum Höhepunkt auf dem steilsten und anstrengendsten Abschnitt auch noch ein Gewitter auf. Wir sind ja Profis: Zeit für Nic Nacs – nein im Ernst, wir waren heilfroh als wir extrem durchgenässt aber immerhin heile zurück im Camper waren.

In Bergen angekommen genossen wir abends im Hafen am Fisketorget bei bezauberndem Ausblick eine frisch gefangene Fischplatte samt selbstgebrautem Bier. Auch den Ausblick über die Hafenstadt von oben haben wir uns zu Fuß verdient statt die Floibanen zu nehmen. Da aber nach wie vor kein besseres Wetter absehbar war ließen wir die Trolltunga sowie weitere Ziele im Südwesten Norwegens zu meinem großen Bedauern spontan aus. Stattdessen kürzten wir über die Autobahn direkt nach Oslo ab und konnten somit auf der Heimreise noch zusätzliche Ziele ansteuern. In Oslo gab sich dann tatsächlich auch endlich wieder die Sonne die Ehre und ermöglichte eine tolle Walking Tour und Spaziergänge durch diverse Skulpturenparks.

Zurück in Schweden begleitete uns das gute Wetter weiter nach Göteburg – aber auch das konnte der Stadt nicht helfen, wir fuhren direkt weiter nach Malmö. Dort war es dafür umso schöner also verbrachten wir hier noch einen zweiten Tag. Wir entspannten am Strand, spazierten durch die Altstadt und schreiben die verbleibenden Postkarten. Am Meereshorizont konnten wir dabei schon die nächsten Ziele erkennen: Über die beeindruckende Øresundsbron zurück nach Kopenhagen.

Dort konnten wir nicht widerstehen und mussten noch eine letzte Zimtschnecke bei Lauras Bakery in der Torvehallerne vernaschen. Damit neigte sich unser Abenteuerausflug nach mittlerweile 17 Übernachtungen im Camper dem Ende. Nach der Fährfahrt zurück nach Rostock machten wir zum Abschluss einen Tagesausflug nach Berlin bevor es zurück nach Bayern gehen sollte. Die Mobilität, Unabhängigkeit und Flexibilität machen so eine Reise zu einem ganz anderen Erlebnis. Es war daher sicherlich nicht der letzte Urlaub mit einem Wohnmobil. Und definitiv nicht der letzte in Norwegen.

Skandinavien