Gekommen bin ich wegen der Nordlichter. Gesehen habe ich dort so einiges – außer diesen. Es war eine extreme Kurzschlussreaktion als ich wegen fast geschenkter Flüge neulich 8 Tage in Island gebucht hatte. Davon war ich die ersten 5 in einer zentralen Jugendherberge in dem „Smoky Bay“ Reykjavík einquartiert. Die nördlichste Hauptstadt der Welt ist zwar mit 215.000 Einwohnern ziemlich klein, hat aber trotzdem einiges zu bieten und einen ganz besonderen Charme.
Dabei ging es für einen Tagesausflug zum namensgebenden Geysir, dem weltältesten Parlament in Þingvellir (einem Tal zwischen den auseinanderdriftenden nordamerikanischen und eurasischen Kontinentalplatten) und diversen beeindruckenden Wasserfällen. Abschließend entspannte und wärmte ich mich noch zwischen Lavagestein im heißen Geothermalwasser der Blue Lagoon, einem der 25 Weltwunder.
Das Hightlight meiner Reise ins Land von Feuer und Eis war dann jedoch der Roadtrip an den letzten 3 Tagen. Dabei schlief ich jeweils im Arktisschlafsack eingekuschelt im Kofferraum auf abgelegenen Parkplätzen inmitten der Insel vulkanischen Ursprungs. Wegen der zuvor wetterbedingt abgesagten Tour an die Südküste habe ich diese nun auf eigene Faust erkundet. Dabei war ich unter anderem am schwarzen Sandstrand Reynisfjara mit seinen Basaltsäulen, dem Flugzeugwrack Sólheimasandur und bin zwischendrin durch wunderschön winterlich mystische, baumlose Landschaften gefahren und habe die Kulisse bewundert.
Am zweiten Tag ging es mit dem Auto auf die Halbinsel Snæfellsnes um „Island in Miniatur“ abzuklappern. Dort war ich im größten Fischerdorf Stykkishólmur, habe den Ausblick über die dortige Insellandschaft genossen, war an Islands bekanntestem Berg Kirkjufell mit seinem Wasserfall und zum Sonnenuntergang am beeindruckenden, von mysteriösen Basaltformationen geprägten Strand Djúpalónssandur.
Den letzten Tag begann ich schließlich beim Ausblick über die weite Küste in Hellnar sowie Arnarstapi und beendete den Valentinstag dort, nach 14 „aufregenden“ Stunden im Auto, am selben Fleck. Dank eines Schneesturms wurden sämtliche Straßen auf Snæfellsnes gesperrt und ich konnte auch mit Allrad nicht weg. Trotz genügend Puffer konnte ich also meinen Flug am folgenden Morgen unmöglich erreichen und somit wurde mein Island-Abenteuer ein bisschen länger und deutlich teurer als geplant. Schließlich musste ich sehr kurzfristig einen späteren Flug buchen, das Auto einen weiteren Tag anmieten und mich darum kümmern, in Deutschland wieder von Frankfurt nach Passau zu kommen – alles während ich wegen des Schneesturms fernab bewohnter Dörfer gute 20 Stunden alleine im Auto festsaß und angewiesen auf meine Zusatzakkus und das Mobilfunknetz war.
Als mehrere Touristen dann an meinem unfreiwilligen Bonus-Tag frühmorgens in einer Kolonne dem Schneepflug hinterher in den Sonnenaufgang fuhren (und ein 80cm tief eingeschneites Auto befreiten) waren wir uns jedoch alle grinsend einig, dass dies einfach Teil des echten Island-Feelings sei. Außerdem bekam ich deshalb in der zusätzlichen Nacht zum Schluss doch noch die geliebten, unglaublich faszinierenden Nordlichter zu sehen…