Nach dem erlebnisreichen Roadtrip waren die letzten Wochen leider tatsächlich etwas trist. Der Universitätsalltag hat uns eingeholt und die ohnehin schon zahlreichen Hausaufgaben sind zum Ende des ersten Terms nochmals deutlich aufwändiger geworden. Letzte Woche hatten wir obendrein einen Intensivkurs – die Vorlesung „Strategisches Markenmanagement“ wurde komplett innerhalb von 4 Tagen durchgeprügelt.
Das einzige erwähnenswerte Highlight dieser Wochen war unser Tagesausflug nach Mariehamn. Die Fachschaft der Wirtschaftswissenschaftler hat dazu einige Studenten aus Finnland zusammengetrommelt: Viele waren von den nahen Universitäten in Tampere und Helsinki, einige aber vom anderen Ende Finnlands aus Lappland. Auch wurde eine Case Study von Microsoft organisiert, die wir gemeinsam lösen durften.
Das geschah auf der Fähre M/S Galaxy der Silja Line auf dem Weg Richtung Åland und hat (überraschenderweise zumindest ein bisschen) Spaß gemacht. Dort wurde dann sofort das Schiff gewechselt und erneut mit einer riesigen Fähre mit 12 Decks zurückgefahren. Obwohl das Wetter bescheiden war ist es trotzdem beeindruckend, vier Stunden lang mitten durch die tausenden Inseln des finnischen Archipelagos zu fahren. Abgesehen von dieser Schifffahrt dreht sich diese Galerie allerdings (erneut) um Turku.
Letzte Woche sind ausnahmsweise alle Vorlesungen am Dienstag, Mittwoch und Freitag ausgefallen. Deshalb führte kein Weg daran vorbei, den Schwedisch-Kurs am Donnerstag sausen zu lassen und stattdessen von Mittwoch bis Sonntag ein Auto zu mieten um einen Roadtrip Richtung Lappland zu starten!
Mit Reiseführer, Schlafsack, Kamera und Essen für die ersten zwei Tage bepackt sind wir Mittwoch früh in Turku losgefahren und haben uns an der Westküste Finnlands entlang auf den Weg Richtung Norden gemacht. Dort haben wir am ersten Tag zwei kurze Zwischenstationen in Vaasa und später in Oulu gemacht bevor wir nach etwa 850 Kilometern mitten im Nirgendwo die erste Nacht verbrachten.
Am Donnerstag war dann die erste Station nach dem minimalistischen Frühstück ein Kaffeehaus in Rovaniemi. Nachdem wir „das Tor zum Norden“ und das Arktis-Museum erkundet hatten wurde das weltbekannte Santa Claus Village besucht und der Weg in den Pallas-Yllästunturin-Nationalpark fortgesetzt. Dort fanden wir dann nach etwas Offroad-Abenteuer einen kleinen Strand am Pallassee direkt neben einer öffentlichen Feuerhütte – hier sollten wir die folgenden zwei Nächte nördlich des Polarkreises verbringen.
Nach einem bewölkten Morgen am Freitag riss während des Wanderns im Nationalpark der Himmel auf und machte Hoffnung auf Nordlichter am Abend. Diese konnten wir dann tatsächlich bewundern als wir uns gegen 23:30 Uhr aus der schützenden Wärme der Feuerhütte getraut haben.
Am Samstag begann dann die Heimreise Richtung Turku welche uns noch zu einem Aussichtsturm an der schwedischen Grenze sowie den größeren Städten Jyväskylä und Tampere führte. Während der gesamten Fahrt machte das Autofahren richtig Spaß – kein Wunder bei der beeindruckenden Landschaft, den langen, geraden und beinahe ungenutzten, nur von Wald umgebenen Straßen. Der Ausblick bei der Fahrt über einen kleinen Hügel ist einfach unvorstellbar:
Die nächsten Kilometer der kerzengeraden Straße offenbaren sich umgeben von sonnenerleuchteten Herbstwäldern im restlichen Blickfeld während ein einzelner, anmutiger Elch etwas entfernt in aller Seelenruhe stolz die leere Straße überquert.
Diesen Anblick werde ich nie vergessen! Nach vier zu dritt in einem Auto verbrachten Nächten und gemeinsam gefahrenen 2.314 Kilometern sind wir am Sonntag alle etwas durchgefroren aber unbeschadet und um einige einzigartige Erlebnisse reicher wieder in Turku angekommen und müssen nun widerwillig wieder am Alltag teilnehmen…